Tag 1
Ankunft mit dem Zug in Rom
Ich kam zwei Stunden früher als erwartet in Rom an. Mein Nachtzug hielt um 8 Uhr morgens in Florenz, wo unerwartet alle aufgefordert wurden, auszusteigen.
Laut ursprünglichem Fahrplan hätte ich nach 11 Uhr in Rom ankommen sollen – ausgeschlafen, mit Frühstück im Bauch, wer weiß, vielleicht sogar geduscht – ja, mein Abteil hatte ein Badezimmer. Stattdessen stand ich nun benommen und orientierungslos auf einem Bahnsteig. Zum Glück ist der Bahnhof in Florenz super organisiert. Ich entdeckte schnell einen Zug nach Rom und stieg ein, ohne groß darauf zu achten, um welche Art von Zug es sich handelte, und eine Stunde später war ich in Rom.
Helene holte mich ab und lud mich freundlicherweise ein, ein Nickerchen in ihrer Wohnung zu machen, nur fünf Gehminuten vom Bahnhof entfernt. Nachdem ich aufgewacht war und mich deutlich besser fühlte, machten wir einen Spaziergang durch die Stadt, um die Zeit bis zu unserem ersten Treffen am Abend mit den anderen Teilnehmenden des GardeniserAustauschs zu überbrücken.
Garbatella / Treffen mit den Kolleg*innen
Am späten Nachmittag begleitete mich Helene zu meinem B&B in Garbatella, wo ich die nächsten sechs Tage wohnen würde. Am Abend trafen wir eine Gruppe von Absolventinnen des Gardeniser-Pro-Kurses aus Kolumbien, die in Rom waren, um den praktischen Teil ihres Zertifikats zu absolvieren. Andrea Messori vom Replay Network begrüßte uns alle herzlich und fuhr uns dann mit dem Auto zum Restaurant, da Regen drohte. In den nächsten Tagen konnte ich mir einige Scherze über die Vorliebe der Römerinnen für Autos und ihre Zurückhaltung gegenüber öffentlichem Nahverkehr oder elektrischen Vespas nicht verkneifen. Sind die nicht das Symbol Roms?
Im Restaurant genossen wir köstliche römische Spezialitäten und versuchten, unsere Kolleg*innen besser kennenzulernen. Leider stellte die Sprachbarriere – kein Englisch bei ihnen, kein Spanisch bei uns – während der gesamten Woche eine Herausforderung dar. Später brachte Mattia Modesti zwei weitere Teilnehmende aus Sevilla mit: Jose und Rosio. Zum Glück sprach Jose Englisch und wurde zusammen mit Andrea, Carlotta und Mattia zu unserer Kommunikationsbrücke für die Woche.
Tag 2
Treffen mit Sabrina Alfonsi
Um 8:30 Uhr versammelten wir uns in der Nähe der Wohnung, in der unsere kolumbianischen Kolleginnen untergebracht waren. Uns wurde eine weiterer Teilnehmender aus Kolumbien vorgestellt, eine Vertretung der Stadtverwaltung von Baranquilla. Danach machten wir uns auf den Weg zum Büro von Sabrina Alfonsi, der Stadträtin für Landwirtschaft, Umwelt und Abfallwirtschaft der Stadt Rom sowie Beauftragten für das Ressort Sozialpolitik und Gesundheit. Dort trafen wir Andrea, der uns begeistert von einem neuen Gesetzesentwurf erzählte, über den bald im römischen Parlament abgestimmt werden soll. Dieses Gesetz soll endlich einen klaren rechtlichen Rahmen für urbane Gärten schaffen, die bisher ohne offiziellen Status betrieben wurden. Es wird die Rollen und Verpflichtungen sowohl der Stadt als auch der Gärtner*innen definieren und finanzielle Mittel für die Entwicklung dieser grünen Räume und ihrer Projekte bereitstellen. Sabrina Alfonsi spielte eine entscheidende Rolle dabei, diese Gesetzesinitiative ins römische Parlament zu bringen
Während wir auf unseren Termin warteten, erfuhren wir außerdem einiges über Roms reichhaltige Wasserversorgung. Ähnlich wie in der Antike erhält Rom sein Wasser noch immer aus natürlichen Quellen und Seen über ein modernes Aquäduktsystem – hauptsächlich gespeist aus den nahegelegenen Bergen und Regionen wie dem Lago di Bracciano und dem Lago di Nemi. Die Stadt ist übersät mit öffentlichen Trinkbrunnen, den sogenannten Nasoni, die sauberes, kostenloses Wasser für Bewohnerinnen und Besucherinnen bereitstellen. Einer dieser Brunnen, der sich praktischerweise direkt vor Frau Alfonsis Büro befand, diente uns für eine kleine Lektion, wie man daraus richtig trinkt – was zu einigen amüsanten Versuchen und vielen Schnappschüssen führte.
Im Büro sprach Frau Alfonsi über die Rolle urbaner Gärten bei der Stärkung lokaler Gemeinschaften und ihren weiterreichenden Einfluss auf die Kultur, Politik und Sozialpolitik der Stadt. Anschließend gab es eine Fragerunde, in der wir die Möglichkeit hatten, Fragen zum neuen Gesetz und zu anderen spezifischen Themen in Rom zu stellen. Mich beeindruckte Frau Alfonsis vorausschauender Ansatz ebenso wie das engagierte Mitwirken des Vertreters der Stadtverwaltung aus Barranquilla. Im Laufe der Woche war es inspirierend zu sehen, wie er sich gemeinsam mit den kolumbianischen Gardeniser*innen über Erfahrungen austauschte, Einblicke teilte und sich von den urbanen Gartenprojekten in Rom inspirieren ließ.
Besuch des Urban Garden Garbatella
Nach diesem Termin machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Garten – dem Urban Garden Garbatella –, wo wir in den langen und komplexen Entstehungsprozess eingeführt wurden. Andrea erläuterte uns die Strategie, die die Gemeinschaft von Garbatella gewählt hatte, um ein Stück Land, das zuvor als Parkplatz und dann als Müllhalde genutzt worden war, in einen beeindruckenden grünen Raum zu verwandeln, bestehend aus: einem urbanen Garten, einem Park mit Stadtwald, einem Spielplatz für Kinder, einem OutdoorFitnessbereich und einem Hundepark. Besonders hervorzuheben war für mich die Bedeutung, klein anzufangen, sich auf das Machbare zu konzentrieren und Schritt für Schritt durch Kooperationen mit anderen raumsuchenden Organisationen zu wachsen, um das Projekt gemeinsam zu verwirklichen.
Wir machten einen kurzen Rundgang durch den Garten, der zahlreiche gepflegte Parzellen, eine Pergola mit wilder Weinrebe als Schattenspender gegen die brennende römische Sonne und eine gemeinschaftliche Obstwiese mit verschiedenen Obstbäumen umfasste. Es gab auch einige Bienenstöcke, die eine wichtige Rolle im Ökosystem des Gartens spielten. Leider war die gesamte Bienenkolonie in der Woche vor unserem Besuch durch eine Invasion Asiatischer Hornissen vernichtet worden – ein verheerender Schlag für den Garten.
Urban Garden Valle del Casali
Am Nachmittag besuchten wir zwei Gärten, die direkt nebeneinander lagen. Einer befand sich auf kommunalem Land, der andere auf privatem Grund. Andrea erklärte uns die rechtlichen Herausforderungen bei der Pflege eines Gartens auf privatem Eigentum und betonte dabei die Bedeutung der bevorstehenden Abstimmung über das neue Gesetz.
Zuerst besuchten wir den Garden Valle del Casali auf städtischem Grund, wo uns die Koordinatorin des Gartens, Elisabeth, gemeinsam mit ihren Kolleginnen die Geschichte des Gartens schilderte und verschiedene Gemeinschaftsprojekte vorstellte. Der Garten machte einen sehr gepflegten Eindruck, mit gut erhaltenen Beeten, einer gemeinschaftlich genutzten Außenküche und einem überdachten Sitz- und Essbereich, in dem die Gärtnerinnen regelmäßig Abendessen und andere soziale Veranstaltungen organisieren.
Besonders faszinierend fand ich die Zusammenarbeit mit einem Forschungsinstitut und Schulkindern zur Erhaltung alter Getreidesorten sowie das ausgeklügelte hydroponische System. Begeistert war ich auch von der Toilettenanlage – trotz ihrer gewöhnlichen, wenn auch hübsch roten, Dixi-Klo-Außenansicht war das Innere so gemütlich, einladend und liebevoll dekoriert, dass ich gar nicht mehr hinauswollte. Diese Sorgfalt und Aufmerksamkeit durchzog den gesamten Besuch, bei dem wir mit Snacks und Getränken empfangen wurden. Wir hätten gerne noch länger geblieben, um die vielfältigen Projekte des Gartens ausführlicher zu besprechen, mussten uns aber aus Zeitgründen auf den Weg zum nächsten Garten machen.
Social Garden Arvalia
Im Social Garden Arvalia erfuhren wir mehr über den anhaltenden Kampf der Gärtner*innen, ihren Raum zu erhalten und von der Stadt anerkannt zu werden. Auch hier wurde erneut Hoffnung auf das kommende Gesetz geäußert.
Diesmal hatten wir die Gelegenheit, uns mit den Gärtner*innen zu unterhalten, ihre Pflanzen zu bewundern und römische Rezepte für verschiedene Wildkräuter und Blattgemüse kennenzulernen.
Nach dem Teilen von Wein und Snacks verabschiedeten wir uns tanzend – zu einem kolumbianischen Lied, das einer der Gärtner auf seinem Handy abspielte. Es war eine wirklich herzerwärmende Erfahrung
Tag 3
Besuch bei der FAO
Am Morgen fuhren wir mit der Metro zum Circo Massimo, wo sich der Hauptsitz der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) befindet. Wir bekamen eine Führung durch das Gebäude und erfuhren mehr über die Mission der FAO, Hunger zu bekämpfen und Ernährung durch nachhaltige Landwirtschaft zu verbessern. Anschließend besuchten wir die Dachterrasse, die als Kantine dient und einen atemberaubenden Blick auf antike römische Ruinen bietet, eingerahmt vom Grün der Palatin- und Aventinhügel. Hoffentlich gelingt es diesem Ausblick, was Tabellen und Besprechungen nie schaffen – einen Moment echter Einsicht hervorzurufen.
Hier trafen wir auch Cecilia Marocchino, die am Projekt „Meeting Urban Food Needs“ arbeitet, mit dem Ziel, Ernährungssysteme in die Stadtplanung zu integrieren. Sie zeigte großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit unseren kolumbianischen Kolleg*innen, um nachhaltige urbane Gärten in benachteiligten Vierteln von Barranquilla zu entwickeln
Urban Garden Monte Ciocci
Nach einer Mittagspause machten wir uns auf den Weg zum Urban Garden Monte Ciocci, der sich auf den Hügeln westlich des Vatikans befindet und eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt bietet.
Der Ort hatte eine gemütliche Atmosphäre, mit klar abgegrenzten Bereichen für Anbau und Erholung. Wir wurden von Flavio begrüßt, der gerade vom Gardeniser-Austausch in Wien zurückgekehrt war, zusammen mit weiteren Gärtnerinnen und Freiwilligen. Wir setzten uns in eine einladende Sitzecke unter Bäumen, wo uns die Gärtnerinnen persönliche Geschichten darüber erzählten, wie sie Teil dieser Gemeinschaft wurden, und uns die Mission sowie die verschiedenen Projekte des Gartens erläuterten. Ein Projekt, das mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, war der ehrgeizige Plan, ein Aquaponik-System auf einer Fläche zu entwickeln, auf der bis vor Kurzem noch eine große Fernsehantenne stand. Das Grundstück wurde dem Garten nach einem erfolgreichen Protest lokaler Bürger*innen zugesprochen, die sich gegen den Verkauf an einen Investor wehrten, der dort ein exklusives Wohnhaus errichten wollte. Es ist ein starkes Beispiel dafür, wie gemeinschaftliches Engagement Land sichern und in einen für alle zugänglichen grünen Raum verwandeln kann.
Ein Aspekt der Gartenstruktur hat mich besonders angesprochen: Rund 50 feste Mitglieder bewirtschaften offiziell die Beete, während viele Freiwillige bei verschiedenen Projekten mithelfen und die Gemeinschaftsbereiche pflegen. Diese Freiwilligen erhalten Vorrang, wenn ein Platz frei wird – eine Idee, die ich sehr gerne auch in unserem Garten umsetzen würde.
Auch hier wurden wir wieder mit Snacks und Erfrischungen bewirtet, mussten uns jedoch beeilen, um mit dem Bus zum nächsten Garten in einem anderen Teil der Stadt zu gelangen.
Urban Garden Via della Consolata
Anschließend fuhren wir in den Süden, um den Urban Garden in der Via della Consolata zu besuchen. Dieser Garten hätte nicht unterschiedlicher sein können als der, den wir zuvor gesehen hatten. Er liegt direkt an einer stark befahrenen Straße, wird jedoch von einer Baumreihe abgeschirmt. Die Parzellen im Garten sind groß, jeweils von Lorbeerhecken umgeben und mit einem kleinen Häuschen versehen. Anders als in Monte Ciocci wirkten die Beete hier sehr einheitlich, mit ähnlichen Gemüsesorten, die von den Gärtner*innen angebaut wurden. Der Boden war frisch umgegraben, und die Setzlinge für die Herbsternte bereits gepflanzt.
Plötzlich fiel uns eine beeindruckende, abgestorbene Palme ins Auge – ein weiteres Opfer des Palmrüsslers, eines invasiven Schädlings, der Palmen in ganz Italien schwer zusetzt. Zu sehen, wie nicht-heimische Schädlinge in Italien Schaden anrichten, traf auch uns sehr – denn in Nordeuropa stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen, da invasive Arten unsere Ökosysteme aus dem Gleichgewicht bringen und mangels natürlicher Fressfeinde ungehindert gedeihen.
Ein weiteres spannendes Highlight war eine Gruppe von Lorbeerbäumen, die eine quadratische Struktur bildeten – sie entpuppte sich als versteckter Grillplatz, an dem einige Männer Fleisch grillten. Uns war zunächst gar nicht klar, dass sie gerade das Abendessen für uns vorbereiteten. Bald schon wurden wir eingeladen, mit ihnen Bruschetta mit frisch geernteten Tomaten, Brot, gegrilltem Fleisch und Wein zu genießen. Ich kann nur hoffen, dass die Wiener Gärten ebenso großzügig und gastfreundlich sein werden, wenn wir an der Reihe sind, Gastgeber*innen zu sein
Tag 4
Treffen mit der Umweltkommission und dem Büro für Gemeinschaftsgärten der Stadt Rom
Wir trafen Gianmarco Palmieri, den Präsidenten der Umweltkommission der Stadt Rom, gemeinsam mit seinen Assistentinnen Annamaria Appendini und Paola Marsi. Ihr Büro lag nur wenige Gehminuten von unserem gewohnten Treffpunkt entfernt. Wie immer stellten wir uns in drei Sprachen vor.
Im Mittelpunkt des Gesprächs stand die bevorstehende Umweltgesetzgebung und die damit verbundenen Herausforderungen. Die Gesetzesinitiative wurde von den Gärtner*innen selbst vorbereitet und dann in Zusammenarbeit mit der lokalen Verwaltung der jeweiligen Stadtbezirke verhandelt – mit Unterstützung der drei Mitglieder der Umweltkommission sowie des Teams von Replay Network.
Urban Garden Orto 9
Nach dem Treffen mit der Umweltkommission – Daumen drücken für die Gesetzgebung – stiegen wir in den Bus und wurden zum Urban Garden Orto 9 gebracht. Dieser Garten existiert im Gegenzug zur Pflege der angrenzenden Hektar kommunalen Landes, das den Bewohner*innen des Viertels als Grünfläche dient. Für diesen Zweck verfügt der Garten über beachtliche Maschinen, die bei der Instandhaltung helfen.
Der Garten organisiert eine Vielzahl von Gemeinschaftsprojekten, arbeitet mit Schulkindern und Seniorinnen zusammen und richtet regelmäßig Veranstaltungen aus. Außerdem wird der Ort für verschiedene Anlässe vermietet.
Ein 30 Quadratmeter großes Büro in einer Holzhütte steht für Treffen bei schlechtem Wetter zur Verfügung, während es im Freien viele Plätze für Zusammenkünfte bei gutem Wetter gibt. Besonders freuen sich die Gartenkoordinatorinnen darüber, dass Schüler*innen den Ort nutzen, um Hausaufgaben zu machen – und dabei gleichzeitig mit dem Garten in Kontakt kommen und von ihm lernen.
Ob und wie viel es kostet, die Flächen zu mieten, weiß ich nicht – wie so oft war der Besuch sehr dicht, und ich habe nicht alle Details mitbekommen.
Die Vorstandsmitglieder waren besonders stolz auf ihre vielen EU-geförderten Projekte. Eines davon beinhaltete spezielle Hochbeete, die barrierefrei gestaltet sind und Menschen mit Behinderung den Zugang zum Gärtnern ermöglichen.
Leider habe ich den Nachmittagsbesuch verpasst, da es mir nicht gut ging. Helene hielt mich mit Fotos auf dem Laufenden, und am nächsten Tag erzählte sie mir ausführlich von den Projekten in den Urban Gardens Valle dell’Aniene und Aguzzano. Ihren Beschreibungen zufolge war dort viel los, mit spannenden Initiativen in beiden Gärten.
Tag 5
Cooperativa Garibaldi
Am Morgen unseres letzten Tages mit Gartenbesuchen nahmen wir die Metro und einen Bus in die südlichen Vororte Roms. Dort befinden sich fünf Oberschulen direkt nebeneinander, und eine davon – das landwirtschaftlich-technische Institut Giuseppe Garibaldi – hat ihr Gelände, wenn ich es richtig verstanden habe, einem sozialen Projekt zur Verfügung gestellt, das Menschen im AutismusSpektrum dabei unterstützt, Fähigkeiten für ein selbstständigeres Leben zu erlernen.
In der Cooperativa Garibaldi gewinnen diese jungen Menschen durch ihre Arbeit im Garten, in der Küche und im Café an Unabhängigkeit, indem sie dort mit Personen außerhalb des Projekts in Kontakt treten. Es gibt zudem einen kleinen Verkaufsstand, der bald zu einem Laden ausgebaut werden soll, in dem Produkte aus dem Garten an die Familien der Schülerinnen sowie an Lehrkräfte und Schülerinnen der umliegenden Schulen verkauft werden.
Auf dem Gelände, zu dem auch ein großer Gemüsegarten gehört, befindet sich eine wunderschöne Villa, die zusätzlich als Agriturismo genutzt wird – mit voll ausgestatteter Küche, einem Café und Gästezimmern im Obergeschoss. Die Villa verfügt außerdem über einen Essbereich auf der Terrasse, auf der wir mit einem hausgemachten italienischen Mittagessen verwöhnt wurden – ein üppiges Vier-Gänge-Menü mit selbstgebackenem Brot.
Es ist eine beeindruckende Initiative, die diesen jungen Menschen die Möglichkeit gibt, außerhalb ihrer Familien und Betreuungspersonen soziale Kontakte zu knüpfen – und das in einer idyllischen, naturverbundenen Umgebung. Die Einbindung der Natur ist hier besonders kraftvoll und fördert nicht nur praktische Fähigkeiten, sondern stärkt auch das emotionale und psychische Wohlbefinden – ein eindrucksvolles Beispiel für die tiefgreifende therapeutische Wirkung, die natürliche Umgebungen auf persönliches Wachstum und soziale Entwicklung haben können
Gli Orti della GRU
Von der Cooperativa Garibaldi fuhren wir mit dem Bus zu den letzten beiden Gartenbesuchen des Programms. Der erste führte uns zu einem kleinen Garten in einem Wohnviertel im Südosten der Stadt. Die Gärtner*innen erzählten, dass das Gelände früher eine brachliegende Fläche war, die als illegale Müllhalde genutzt wurde. Die Eigentümerin hatte dann Mitglieder der Nachbarschaft eingeladen, das Gelände auf nachhaltige Weise zurückzuerobern.
Zunächst begannen sie mit der Säuberung des Geländes, stellten jedoch schnell fest, dass der Boden zu verdichtet und verschmutzt war, um direkt bepflanzt zu werden. Nach und nach brachten sie frische Erde ein – Parzelle für Parzelle. Sobald ein Bereich bepflanzbar war, starteten sie das Projekt Laboratori Didattici per Bambini, bei dem lokale Schulen eingeladen wurden, Schüler*innen zum Gemüseanbau vorbeizubringen. Die Kinder konnten die Ernte dann in der Schule zum Mittagessen genießen.
Aktuell schien sich der Garten in einer Übergangsphase zu befinden – nur eine Parzelle war bepflanzt. Ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, ob dieses Projekt, wie so viele gemeinschaftliche Initiativen, den üblichen Herausforderungen zum Opfer gefallen ist: fehlende Finanzierung, Zeitmangel und die schiere Erschöpfung nach der enormen Anstrengung, das Gelände zu säubern und vorzubereiten.
Urban Garden TreTresta
Unser letzter Halt war Tor Tre Teste, ein großer und aktiver Garten mit 50 Parzellen. Der Ort war voller Leben, überall arbeiteten Gärtner*innen an ihren Pflanzen, und es war deutlich zu spüren, dass dieser Garten aufblühte. Ich war so gesättigt von den Eindrücken des Tages, dass ich keine Aufmerksamkeit mehr für die Geschichte des Gartens oder seine Struktur hatte – ich wollte einfach nur den Anblick der arbeitenden Menschen genießen, ihrer gedeihenden Pflanzen, und die Wärme der untergehenden Sonne an meinem letzten Abend in einem urbanen Garten in Rom auskosten.
Tag 6
Letzter Tag – Auswertung und Abschiede
An unserem letzten Tag trafen wir uns mit Mattia und Andrea im Büro des Replay Network, um die Erfahrungen der vergangenen Woche gemeinsam auszuwerten. Es war spannend, die Eindrücke der drei anderen Teilnehmenden zu hören – die kolumbianischen Kolleg*innen waren nicht dabei, da sie noch eine weitere Woche blieben, um den praktischen Teil ihres Gardeniser-Pro-Zertifikats zu absolvieren.
Wir waren uns alle einig, dass die Intensität des Programms, die enorme Menge an Informationen und das ständige Wechseln zwischen drei Sprachen sehr fordernd gewesen waren. Trotzdem waren wir unglaublich dankbar für diese Erfahrung.
Unser letzter Halt war Tor Tre Teste, ein großer und aktiver Garten mit 50 Parzellen. Der Ort war voller Leben, überall arbeiteten Gärtner*innen an ihren Pflanzen, und es war deutlich zu spüren, dass dieser Garten aufblühte. Ich war so gesättigt von den Eindrücken des Tages, dass ich keine Aufmerksamkeit mehr für die Geschichte des Gartens oder seine Struktur hatte – ich wollte einfach nur den Anblick der arbeitenden Menschen genießen, ihrer gedeihenden Pflanzen, und die Wärme der untergehenden Sonne an meinem letzten Abend in einem urbanen Garten in Rom auskosten.
Anschließend trafen wir die kolumbianischen Teilnehmenden im Stadtzentrum zum Abschiedsessen in einer typischen römischen Cerveceria. Nach dem Mittagessen besichtigten wir einige touristische Sehenswürdigkeiten – was an einem geschäftigen Samstag gar nicht so einfach war. Andrea fand jedoch eine ruhigere Route zwischen den Attraktionen, und unterwegs stießen wir auf Skulpturen des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero, was die kolumbianischen Kolleg*innen besonders erfreute.
Am Nachmittag waren einige von uns vollkommen erschöpft und konnten nicht mehr an der abschließenden Feier beim Orto 9 Beer Fest teilnehmen. Stattdessen genoss ich ein letztes römisches Abendessen mit Jose und Rosio in unserem Stammlokal. Später machte ich einen stillen Spaziergang durch Garbatella, um die Intensität der vergangenen fünf Tage zu verarbeiten.
Ein großes Dankeschön an das fantastische Team von Replay Network für die Organisation dieses intensiven und bereichernden Programms. Ich wünschte nur, wir hätten mehr Zeit gehabt, um noch tiefer mit den Gärtnerinnen selbst in den Austausch zu gehen – wobei die Sprachbarriere dabei natürlich eine Herausforderung gewesen wäre. Dennoch war es ein unvergessliches Erlebnis, eine solch beeindruckende Vielfalt an Orten zu sehen – von Bergen bis Feuchtgebieten, und alles dazwischen – und mit lokalen Politikerinnen ins Gespräch zu kommen. GRAZIE MILLE!
Grazie mille und HASTA PRONTO an meine wunderbaren Kolleg*innen, deren Lernbereitschaft, Austauschfreude und guter Humor – trotz der Herausforderung, keine gemeinsame Sprache zu sprechen – diese Erfahrung so unvergesslich gemacht haben.